Donnerstag, 18. September 2008

Fisch oder Fleisch

Thunfisch kauft man für Salat, Nudelsoße oder Pizza mehr Verwendungsmöglichkeiten habe ich in meinem Speiseplan für Thunfisch eigentlich nicht.

Dagegen benötige ich Schinkenwürfel für Nudelsoßen, Rührei, Suppe, Eintopf, Kartoffel- oder Nudelgratin und eigentlich machen sie sich bei jedem Gericht für das Zwiebeln angebraten werden gut. So wird beim Kochen mit meinem ehemaligen Lieblingsmitbewohner erst einmal eine Zwiebel geschnitten und zusammen mit Baconbits angebraten bevor wir uns Gedanken darüber machen, was es eigentlich genau gibt.



Der Sortimentsverantwortliche in meinem wohnungsnahen Dortmunder Rewe hat seine Prioritäten scheinbar anders gesetzt.

Es gibt Tage an denen die Schinkenwürfelabteilung komplett leer ist, an guten Tagen findet man Bacon-Streifen die eigentlich etwas zu groß sind und den „Delikatess-Leicht-Schinken“ mit der –fettarm- signalisierenden hellblauen Verpackung. Hier sind die 250g Würfelchen noch mal in drei alberne Einzelkammern verpackt.

Hingegen findet man im Fischdosenregal sechs verschiedene Sorten, in Dosen gepressten Thuna, zusammen mit Sonnenblumenöl, Olivenöl, Pflanzenöl (?!) Wasser, Salzwasser oder eigenem Saft.

Würde ja sagen, dass ich vielleicht meine Prioritäten falsch setze, wenn nicht sogar meine deutsche Rechtschreibprüfung „Thuna“ unterringelt, hingegen bei „Baconbits“ nichts auszusetzen hat.



Donnerstagsstreifzug



Habe heute den größten essbaren Gummifrosch gefunden, den ich bisher gesehen habe. Er lag in so einem Selbstbedienungssüßigkeitenbehälter verknäult mit anderen großen Artgenossen.
Beinahe wäre diese Entdeckung das Highlight des Tages gewesen, wäre ich nicht ein paar Minuten später Zeuge eines belustigenden Gesprächs geworden. Ein großer, breiter Ruhrpott-Mann wie man ihn sich vorstellt, mit BVB Schal und Mütze unmodischer Jacke, verwachsenem Vokuhila und Turnschuhen steht vor einer Auswahl im Stoffgeschäft.
Verkäuferin: "kann ich ihnen helfen?"
Er: "haben sie noch etwas von dem weißen Stoff, mit so einer Verzierung unten?"
Sie: "Mit einer Borte?"
Darauf lässt er sich erklären was eine Borte ist und es stellt sich heraus, dass das Muster wohl direkt in den Stoff gestickt war – also keine Borte. Sie führt ihn zu einer Auswahl von weißen Stoffballen, mit verschiedenen Stickereien und lässt ihn alleine um das richtige Muster auszuwählen. Ein paar Tastendrücke später hat er "Schatz" am Telefon, und beschreibt ihr die verschiedenen Designs
"Also in 5 cm Abstand sind so Blumen nebeneinander und darunter Kringel......nein,...keine Blumen.....ok,....mmmh... dann ist hier noch ein Muster, das sind Kreise, Kringel, und Stacheldraht..."

Was ich in einem Stoffgeschäft zu suchen habe?

Das ist eine Geschichte die mit Vorhängen zu tun hat, und damit dass ich seit Mittwoch krank zuhause liege, und es mit der Zeit doch nervt, sich den ganzen Tag beim umherliegen von den umliegenden Bewohnern zuschauen zu lassen.
Das Projekt, blickdichter Fensterbehang, ist aber auch in der zweiten Runde gescheitert.
Bin wohl kein Vorhang-Mensch, sollte vielleicht besser mit Jalousien arbeiten.

Mittwoch, 3. September 2008

Flusswärts - eine Reisegeschichte 4. Teil

dies ist der vierte Teil einer Reisgeschichte, die nach und nach im Blog veröffentlicht wird. Es empfiehlt sich zurück zu gehen und beim 1. Teil mit dem Lesen zu beginnen.

Auf dem Wasser belästigte uns das Fliegenzeug weniger.
Besonders mich, zu meiner größten Freude und Genugtuung, denn Lulu musste sich doch noch immer gegen allzu aufdringliche Blutsauger wehren, die ihr besonders an den Füßen zu schaffen machten. Ich gab ihr manchmal den guten Rat, doch den Tierchen ihr Vergnügen zu lassen, doch umsonst.
„Lass du dich doch von den Biestern auffressen“ meinte sie.
„Gerne schicke sich mir her“ doch sie bleiben anhänglich.
Die Ufer blieben sich immer gleich, nach einer Stunde paddeln konnte man glauben, man sei noch immer an der selben Stelle. So gegen vier Uhr ging ich mal an Land, ob noch nicht der hohe Schornstein der Zuckerfabrik zu sehen wäre, die wir nach meiner Berechnung auf der Karte, heute eigentlich bequem hätten erreichen müssen. Nichts. Nur Vieh – und menschenleerer Kamp, kilometerweit. Einmal hörten wir tief im Walde Axtschläge der Holzfäller, sahen aber niemanden. Dann musste für das Abendessen gesorgt werden. Ein paar Enten wären gerade recht. Vor dem Kriege hatte ich mal im Revolverschießen am besten abgeschnitten. Jetzt schoss ich die ersten Kugeln von dem schwankenden Boot aus glatt vorbei. Dann schoss ich eine Ente flügellahm. Wir im Wasser, mal rauf, mal runter, hinterher gepaddelt. Noch dreimal geschossen, dann verschwand sie im Dickicht am Ufer. Nun wurde ich vorsichtiger, bei einer anderen Ente ließ ich das boot erst ziemlich in Ruhe kommen, wartete mit dem Schuss, bis wir auf vierzig Meter heran waren. Traf gut – die Ente lag auf dem Wasser. Lulu greift sie: „Au“. Damit ließ sie sie wieder fallen. Hatte das Tier sie doch in den Finger gebissen. Wie dumm doch manchmal die Frauen sein können! Da packte ich die Beute auch schon an den Hals, drehte ihn etwas rum, so hatten wir die erste Hälfte des Abendessens. Kurz darauf erst mal wieder zwei Fehlschüssen, dann einen schönen Halsschuss. So, genug! Mir wird aber schon etwa bänglich, denn wenn ich weiterhin für jedes Tier so viele Kugeln brauche, haben wir in den letzten Tagen nichts zu Essen. Ich habe keine hundert Kugeln mit. Von fünf Uhr an wird Ausschau nach einem guten Lagerplatz gehalten. Diese sind nicht sehr häufig, einmal ist die Böschung zu steil, ein andermal die Sandbank zu groß, dann zuviel Schilf oder ein Lagune, Brutstätte der Mücken, in der Nähe. Alles nichts für uns! Es ist schon halb sechs, ich steige wieder ans Ufer und sehe weit in der Ferne den gesuchten hohen Schornstein. Wie ein Streichholz sieht er aus. Luftlinie mindestens noch fünf Kilometer. Lulu meint, er wäre näher und möchte heute noch hin. Dort wohnen Bekannte. Sie hat aber natürlich keine Ahnung von Entfernungen. Ich erkläre ihr das mit der Autorität eines alten Freiwilligen Artilleristen und so behalte ich dann schließlich Recht und sogar das letzte Wort in dieser Zweifelsfrage. Kurz darauf finden wir einen geeigneten Platz, wo der Fluss scheinbar tief ist, eine große Bucht bildet von über hundert Metern Breite. Schnell war alles Nötige an Land geschafft, bald kochte das Wasser im Kochtopf. Darin wurden zuerst die Enten abgebrüht und dann rupfte jeder eine ab. Das ging aber nicht so rasch und einfach, wie bei Hühnern. Die Federn sitzen viel tiefer und die Flaumfedern waren kaum herauszubekommen. In meinem Leben habe ich kein so schlecht gerupftes Federvieh gesehen. Die Arbeit hatte wohl eine halbe Stunde gedauert. Inzwischen war es dämmerig geworden. Auf der gegenüberliegenden Sandbank hörten wir Stimmen und Hundegebell. Angler waren gekommen und hatten ein großes Feuer angezündet. Dadurch zogen sie die Fische in ihre Nähe, denen sie dann ihre Angeln vorwarfen. Die Leute zogen erst bei der Morgendämmerung wieder ab. Wir ließen uns nicht stören. Während die Enten im Kochtopf schmorten tranken wir unseren gewohnten Mate, rauchten und schwatzten. Nach ungefähr einer Stunde gaben wir Reis in den Topf und bald war eine schmackhafte Suppe fertig. Beim Essen wurde das Feuer stärker geschürt, um auch u sehen, was wir aßen, um vor allem zu vermeiden, dass wir zu viele Federn mitaßen. Denn die Kiele der Federn saßen noch unter der Haut. Was wir nicht mochten wurde einfach übers Ufer ins Wasser geworfen. Darum balgten sich dann die Fische. Jedenfalls hörte ich noch jedes Mal in der Nacht, wenn ich wach wurde, das Springen der Fische. Sie wurden sich wohl über die Verteilung der Knochen nicht einig. Das Essen war so reichlich gewesen, dass noch ein Rest für das Frühstück blieb. Die Nacht war wieder sehr frisch. Ich war froh, als ich die ersten Anzeichen des neuen Tages bemerkte.

Montag, 1. September 2008

Flusswärts - eine Reisegeschichte 3. Teil

dies ist der dritte Teil einer Reisgeschichte, die nach und nach im Blog veröffentlicht wird. Es empfiehlt sich zurück zu gehen und beim 1. Teil mit dem Lesen zu beginnen.


Sofort schlief ich wieder ein, und wurde erst wach, als ein schwacher Schein die Morgendämmerung ankündigte.
Ich setzte mich näher ans Feuer und sorgte, dass das Teewasser heiß wurde, dann erst weckte ich meine Frau, die nicht einmal in der Nacht aufgeweckt war und reicht ihr den Mate mit der Bombilla, damit sie immer wieder heißes Wasser aufschüttet und mich bediene. Denn so ist es Sitte hier im Lande, und ich denke nicht daran, von einer Sitte ab zu weichen, die für mich so bequem ist. Denn wenn ich es jetzt anders machte und ihr den Mate servierte, so könnte sie das ja auch zuhause verlangen. Nein, nein gibt’s nicht. Also trinken wir heute mal unseren Mate in aller Ruhe, dann verstauen wir das Gepäck besser als Gestern, so dass das Heck tiefer im Wasser liegt, bringen auch das Steuer an und fahren gegen sechs Uhr dreißig los, als die Sonne schon reichlich hoch steht. Mit dem Steuer paddelt es sich jetzt viel leichter, wir kommen besser an den Hindernissen vorbei. Heute Abend denken wir in der Nähe der Station zu bleiben, das sind in der Luftlinie ca. 25 km
„Kleinigkeit, Nachmittags so gegen drei sind wir da“ sag ich noch zu Lulu. „Wir wollen keine Hetzjagd machen, rudern so bis gegen zehn Uhr und fangen um zwei wieder an.“
Der Morgen war nicht zu heiß, es wehte ein frischer Wind. So macht das Paddeln viel Vergnügen. Die Ufer waren meist vier bis fünf Meter hoch. Kam mal ein Stück Kampland, so stieg einer von uns beiden an Land, Umschau halten. Manchmal war das Kampgras mannshoch, so dass man nichts sehen konnte. Ein andermal war einigen Wochen vorher gebrannt worden, dann sahen wir gewöhnlich wenige Stück Vieh und ganz in der Ferne auf den Anhöhen ein Haus. Offenbar wurde ein großer Teil der Kämpe bei Hochwasser überschwemmt. Deshalb sah man auch verhältnismäßig wenig Vieh. Wir waren so ungefähr gegen eine Stunde gefahren, da trafen wir auf eins der wenigen Häuser, die wir auf der ganzen Tour nah am Ufer fanden und sahen dabei den originellsten und in seiner Art einwandfreiesten Abort, den man abseits jeder Zivilisation und Kultur nicht erwartete. Im Wasser am Uferrand waren vier Pfähle gesetzt, darauf ein Plattform mit dem bekannten runden Loch und darüber ein kleines Strohdach. Die Seltenheit musste natürlich Fotografiert werden, da doch hier auf dem Lande diese Einrichtungen ungefähr so selten sind, wie 1914 in Belgien, als wir dort einzogen. Ich bat eines der herumlaufenden Kinder, sich mal dort oben recht natürlich aufzubauen. Doch vergebens. Vielleicht hatte niemand das nötige Bedürfnis, vielleicht wollte man sich nicht mit dem verkehrten Gesicht fotografieren lassen.
Um zehn war es uns noch zu früh zum Rasten, es wurde dazu bald elf Uhr. Viel Arbeit gab es nicht. Zum Essen hatten wir den kalten Braten und Brot. Das genügt. Ein Feuer wurde angezündet und der Wassertopf aufgesetzt. Ich gehe mal los, um Umschau zu halten. Ich bin noch keine dreißig Meter gegangen, natürlich senkrecht gegen die Flussrichtung, als ich wieder auf den selben Fluss stoße, auf eine Stelle, die vielleicht zehn Minuten zu paddeln entfernt ist. „Heiliger Bimbam, macht der aber Krümmungen! Wenn er so weiter fließt, dann müssen wir uns aber dran halten!“ Und tatsächlich geht es immer so weiter. Warf so meine ganzen Berechnungen über den Haufen. Aus einer leichten bequemen Vergnügungstour, wurde eine anstrengende Reise, die mir auch noch das letzte bisschen Fett nahm, wo ich doch ohnehin fas nur noch Haut und Knochen war. Um meine Frau nicht bange zu machen, schwieg ich vorläufig darüber. Andernfalls wäre sie mir vielleicht bei nächster Gelegenheit ausgestiegen, und ich wäre der Blamierte gewesen. Aber anstrengen würde ich mich müssen, das wurde mir allmählich klar. Denn wir hatten gesagt, in zehn bis zwölf Tagen zurück zu sein, und ließen wir dann in vierzehn bis achtzehn Tagen nichts von uns hören, würde man die Polizei auf uns hetzen und alle Lieben und weniger lieben Freunde und Verwandte in Unruhe gingen. Mein Fell ist zwar ziemlich dick, mir ist das sehr gleichgültig, aber meiner Frau nicht: „Mama wird sicher weinen“ meinte sie als ich ihr einige Tage später die Lage erklärte. „Na siehst du wohl, warum wolltest du auch durchaus mit! Hättest mich besser mit meinem Freunde Otto fahren lassen“, sagt ich ihr später jedes Mal, wenn sie zu sehr zum Aufbruch drängte. Dann hatte ich eine Weile Ruhe.
Erstmal nahmen wir ein erfrischendes Bad. Dann wollten wir eine Stunde schlafen, bis die größte Hitze vorüber sei. Zudecken kann man sich nicht, der Schweiß perlt schon aus allen Poren. Dann stürzt sich das ganze fliegende Ungeziefer auf einen und man hat beide Hände nötig alle Fliegen ab zu wehren. Ein Moskitonetz mitzunehmen, hatten wir in unserer Einfalt einfach vergessen. So bleibt keine andere Wahl- Mate trinken und dann weiter. Auf dem Wasser belästigte uns das Fliegenzeug weniger.