Dienstag, 28. Februar 2006

Verhandlung

Auf die Freisprechung folgt auch gleich die Verhandlung.
Montagmorgen bin ich mit einem starken Unwohlsein in der Magengegend in die Arbeit gefahren. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung - Vertrag und Gehalt aushandeln (so dass sich Ausfall von Unterhalt und Kindergeld auffüllt, und ich auch noch + mache)
Hansi hat mein Zeugnis angeschaut, und sich gefreut. David kam erst um 10h, inzwischen waren auch Markus und Karl (die Gehaltsverhandler) da und haben David und meine Zeugnisse gesehent. Doch statt das sie anerkennend überrascht waren dass ich wiedererwartend auch im Praktischen gut abgeschnitten habe, wurde dem David mitfühlend auf die Schulter geklopft, "ich kann verstehen wie es dir jetzt geht, wie schlimm des für dich sein muss das sie sogar im Praxisteil mehr Punkte hat als du"
Markus musste dann etwas Liefern und wir haben erstmal normal weiter gearbeitet. Der Karl kam irgendwann an und hat gefragt, wenn die Nici 100% ist, als wie viel Prozent ich mich dann sehe. Hab ein bisschen rumgedruckst weil ihm meine erste Prozentzahl zu wenig war. Er hat dann gemeint dass ich diesen Prozentsatz ja dann von ihrem Gehalt bekommen müsste, wenn man es so betrachtet. Ich "Na dann hoff ich mal das die Nici gescheit verdient" und hab mir schnell ein klingelndes Telefon geschnappt.
Als der Markus wieder da war, sind sie zuerst mit dem David in den Keller gegangen. Besprechungen einzelner Mitarbeiter mit dem Chef finden bei uns immer in einem kalten Kellerwinkel statt, wo wir sperrige Sachen abstellen die wir nicht mehr brauchen, und die Tiefgaragenlüftung rein mündet, bis man dort angekommen ist muss man durch zwei schwere Sicherheitstüren durch. Sie finden dort statt, weil man weg von Patienten und allem was klingelt ist, und so niemand zuhört und man ungestört und unabgelenkt reden kann.
Als David wieder auftauchte hat er mich runter geschickt ohne einen Gesichtsmuskel zu bewegen und auf mein fragendes "und?" zu reagieren. An der Kellertreppe hat der Karl auf mich gewartet und mir beide Stahltüren geöffnet. Markus saß schon auf einer alten Arbeitsbank. Hab mich an die verstaubte Overlooknähmaschine gelehnt, der Karl lehnte im Türrahmen und hat so den Fluchtweg versperrt.
Mich hat am meisten der Geldbetrag interessiert der da am Schluss rauskommt. Erst wurde besprochen was die Firma in nächster Zeit plant, wo man sich mich gut vorstellen Könnte, was ich noch ausarbeiten soll, was wir bisher geschafft haben. Der Karl hat noch ein bisschen über die OT im speziellen und das Leben allgemein geredet. Dann haben beide ok, gesagt und der Markus dann: "achja vom Geld her bekommen der David und du erstmal das gleiche" Und er hat genau den Betrag genannt den ich vorgeschlagen hätte (und von dem ich gedacht habe das sie ihn mind. um 100 € drüken)
Beim Treppenaufstieg hab ich dann langsam ein zufriedenes Grinsen entwickelt. Kann mich jetzt auch mehr über die Bestandene Prüfung freuen. Es ist kein Hammergehalt (so wie es manche I-Diplomanden, oder Andere der IT Branche bekommen) aber es ist solide. Und für meine Branche etwas mehr solide. ;-)

Samstag, 25. Februar 2006

Frei gesprochen

So, bin nun ausgeschlafen und Freigespochen.
Nach dem offiziellen Teil sind Gestern alle (60 Leute) nach und nach ins Hofbräuhaus gepilgert. Für den Weg haben wir sicher 50 min. gebraucht, da es in der Schule von der Handwerkskammer gesponserten Sekt, Bier und Schnittchen gab. Dort angekommen saßen wir dann auf mehrere Tische aufgeteilt, separat von den anderen Gästen in einem Seitenflügel. Es haben fast alle gegessen, und natürlich gabs Bier.
Hab selten einen so unfreundlichen Kellner erlebt. Sicher, wer da arbeitet hat Dauer-Wiesen-Stimmung, und bei uns war es auch etwas lauter, aber die meisten haben sich nur unterhalten. Er hat uns so behandelt wie Touristen, die ja eh nur einmal hierher kommen, damit sie es auf der "to-see+take-a-picture-Liste" abhaken können. Und egal ob er freundlich oder stinkig ist, es kommen ja doch alle neuen Besucher wieder in diese Lokal.
Während an meinem Tisch noch gegessen wurde ist er zum kassieren gekommen, und ich musste mein Besteck aus der Hand legen um 7,80 für meine Kässpätzle hinzulegen. Um 15:30 wahren wir vielleicht noch 25 Leute, der Tisch hinter uns hat ab und an gesungen und geprostet, Ein Tisch mit vier Leuten, nicht von uns, haben irgendwann laut zum Gröhlen angefangen und wurden ermahnt.
Um 15:30 wollten wir noch ein Bier bestellen. Worauf der Kellner gesagt hat, dass wir nichts bekommen, weil die Tische ab 17:00 reserviert sind.....So lange brauch doch nicht mal ich. Ein anderer Tisch hat sogar noch was zum Essen bestellen können. Des war für ihn dann beim zweiten Versuch auch kein Argument.
Da bin ich als geborene und seit 22 Jahren in München lebende Münchnerin einmal im Hofbräuhaus und bekomme kein Bier. Also liebe Reiseführer, das ist sicher nicht mehr die Lokalität die es mal war. Es lohnt sich nicht. Da geht lieber ins HRC gegenüber, für eine globale Atmosphäre in guter Musik, oder wenns halt doch was Münchnerisches sein soll, kann ich das Kilians als alt eingesessenes Irish Pub direkt neben der Frauenkirche empfehlen. Vielleicht hat noch jemand einen Vorschlag wo man in bayrisch gemütlicher Atmosphäre zünftig Bier und regionale Spezialitäten genießen kann. Und wer wirklich nur wegen der Wiesenstimmung kommt, der darf sich halt nicht im Monat vertun sondern muss original ins Zelt gehen.

Donnerstag, 23. Februar 2006

Frei sprechen

Gestern hab ich mir eine Jacke/Blazer/Jackett... keine Ahnung wie man das jetzt richtig nennt, also jedenfalls ein Oberbekleidungsstück mit Kragen und zwei Knöpfen was die Taille schön betont und einen ein bisschen offiziell aussehen lässt... gekauft. Für meine Freisprechung am Freitag. Das heißt wirklich so, und damit ist wohl die offizielle Entlassung aus dem Lehrlingsstand gemeint. Kurzum wir bekommen unsere Abschlusszeugnisse.
Eigentlich hab ich die Veranstaltung bisher nicht so ernst genommen, aber irgendwie markiert sie doch einen Abschnitt, und es macht mich ein Stück mehr "erwachsen". Das bin ich zwar schon länger, fühl mich aber nicht besonders danach. Doch seit dieser Woche drängelt es sich in den Vordergrund.
Statt euphorischer Freude über die überstandenen Strapazen der Ausbildung und Prüfungszeit bin ich ehr ins Zukunftsgrübeln verfallen. Nächste Woche führ ich meine erste Lohnverhandlung. Von meinem Beruf sollte ich jetzt leben. Rechtlich müssen meine Eltern mich finanziell nicht mehr unterstützen. Kindergeld bleibt auch aus. Das heißt, es ist keiner mehr, (außer mir) für mein Wohlergehen verantwortlich. Das ist etwas beängstigend, da ich dann auch niemanden (außer mich) beschuldigen kann, wenn es mir nicht gut geht.
Im Grunde war es die letzten drei Jahre auch nicht anders, aber es war eine freiwillige Selbstständigkeit, wenn es nicht funktioniert hätte wären sie doch noch in der Pflicht gewesen, und sie fanden anerkennende Worte, weil es funktioniert hat.
Jetzt ist es selbstverständlich alleine klar zu kommen, denn ich habe einen Beruf einen Blazer und das richtige Alter. Niemand findet es besonders anerkennenswert. Denke das klappt auch, aber es macht trotzdem ein komisches Gefühl.
Fühlt ihr Euch erwachsen? Was hat Euch erwachsen gemacht?
David hat seine Prüfung diese Woche übrigens auch geschafft. Er ist heute Morgen schnaubend wie ein Jungbulle in die Arbeit gekommen, und hat geblökt dass er nur eine drei bekommen hat, dass er dachte er kriegt eine eins auf sein Gesellenstück, und hat dieses auf den Tisch gehauen und zu meinem Made Coach und Chef gesagt: "Hansi jetzt geh her da und sag mit was des für a Note war " Der schätzt nach gründlicher Betrachtung eine "3 oder 4" worauf David sich beleidigt zum Umziehen ins Bad trollt und murmelt "Ich dachte es wär besser". Zugegeben schaut sein Apparat besser aus als meiner, sein Problem ist wohl das er die Bestandteile die hoch bepunktet werden nicht ganz hat, dafür viele niedrig angesetzte super. Er war den ganzen Tag schlecht drauf, da es möglich ist, dass ich sogar 3 Punkte besser bin, was wohl die männliche Ehre angreift.
Hansi ist stolz auf uns, dass wir trotz der schlechten Ausbildung*, die wir genossen haben, beide bestanden haben, und das mit sauberen Noten.
Meine Mama hat mir Heute zur Bestandenen Prüfung eine Schieblehre geschenkt, die man mit der linken Hand bedienen kann, und trotzdem die Ergebnisse ablesbar sind (auf 100stel mm) Sehr toll, glaub ich geh noch ein bisschen messen *g* oder vielleicht fallen mir doch vorher die Augen zu. (mein Fingernagel am Daumen ist 0,4 mm dünn)
Gute Nacht
*Die Vermittlung von Fähigkeiten für prüfungsrelevante Arbeiten

Sonntag, 19. Februar 2006

Was bisher geschah..

So, jetzt geht es weiter. Meine Prüfungen hab ich überlebt, überstanden und bestanden, und die erste Woche als Orthopädietechniker habe ich damit verbracht Lieferungen auszupacken, Papier zusammenzureißen und Kniebandagen zu verkaufen. Hab ich etwas anderes erwartet? Nicht wirklich.
Der 22. Geburtstag begann mit einem Superfrühstück, danach in der Arbeit letztes Handanlegen am Gesellenstück und Abends mussten im Kreise der Familie ein paar Pekingenten dran glauben, ein ruhiger Tag, da Vorabend der ängstlich erwarteten Prüfungswoche.

Komisch war, dass nach der großen Abschlussprüfung kein riesiges unbeschriebenes Blatt "Ferien" vor mir lag, sondern am Montag um 8h der Arbeitsalltag weiter ging.

Achja, eine andere Geschichte die ich noch zu Ende bringen muss: Unsere reparierte Kaffeemaschiene haben wir uns dann irgendwann schicken lassen, da keiner in die Gegend gekommen ist, und drei Stunden nach der telefonischen Vereinbarung, stand sie wieder auf Ihrem Platz und hat Kaffee gekocht als wäre nichts gewesen.